Was bringt uns dazu, uns manipulieren zu lassen?
Es gibt eigentlich nur eine Erklärung: Wir kennen es nicht anders. Leider sagt niemand einem kleinen Kind, was normal und was unnormal ist. Manipulation fängt in der Regel im Elternhaus an, meist in Form von emotionaler Erpressung oder Angstmache. Deshalb ist es auch so schwer, Machtspielchen zu durchschauen. Oftmals reicht dann nur noch ein beleidigter oder hilfloser Blick, um Schuld- oder Mitleidsgefühle zu erzeugen, oder der ständige Hinweis, dass unser Verhalten verantwortlich dafür ist, dass es Mutter oder Vater nicht gut geht. Was bewirkt tagelanges Schweigen, ständige Heulszenen oder sogar die Drohung mit Selbstmord bei einer Kinderseele? Sie nimmt irgendwann alle Schuld auf sich und sucht gleichzeitig nach Mitteln, alles wieder gut zu machen. Sie bettelt um Liebe, Anerkennung und Vergebung, doch leider ohne Erfolg. „Ich bin nichts wert“ oder „Ich bin an allem schuld“,“Ich mache alles falsch“ oder ähnlich, ist irgendwann ins Kinderherz eingebrannt. Im Laufe der Jahre laufen Programme in Dir ab, die nur einen kleinen Impuls benötigen, vergleichbar mit dem Druck auf eine Taste des Computers. So kann ein Satz, eine bestimmte Tonlage oder nur ein ganz gewisser Gesichtsausdruck solche Programme jederzeit zum Laufen bringen. Ruckzuck ist man wieder das kleine Kind, das ein schlechtes Gewissen bekommt. Dieser Ablauf geht so schnell vonstatten, dass er uns gar nicht wirklich bewusst ist. Das ist emotionale Erpressung.
Die genannten sind nur ein paar Möglichkeiten, wie manipuliert und emotional erpresst wird. Typisch ist auch die ständige Erwartung einer Gegenleistung: „Das ist der Dank, für all das, was ich dir schon getan habe.“ Und wieder nur Schuldzuweisung: „Du undankbares Kind.“ Dass es die Pflicht der Eltern ist, für ihr Kund zu sorgen, wird vergessen. Oft werden Forderungen gar nicht ausgesprochen. Es wird praktisch erwartet, dass man automatisch weiß, was genau gewünscht wird und folgt dann trotzdem die geforderte Handlung nicht, ist der emotionale Erpresser beleidigt oder kann sich wieder in seiner Märthyrerrolle suhlen, die er so gerne einnimmt. Mit oder ohne Worte wird vermittelt: „Du bist dran schuld, dass es mir nicht gut geht.“ Das alles ist emotionale Erpressung, auf die man nicht eingehen muss.
Jeder Mensch ist mit einer solchen Erwartungshaltung überfordert. Werden zwischenmenschliche negative Beziehungsmuster in Form von emotionaler Erpressung oder Manipulation nicht erkannt und abgeschüttelt, dreht sich das Karussell weiter und es geht in Runde 2.
Das Kind wird erwachsen und sucht sich einen Partner, der entweder…..
- ….noch manipulierbarer ist, d.h. selbst mit emotionaler Erpressung aufwuchs. Dann bekommt er einfach alles weitergereicht, ebenso die Kinder. Das Schauspiel beginnt von vorne. Das ehemalige Kinder verhält sich zum Partner und zu den eigenen Kindern wie der eigene Vater oder die eigene Mutter. Das Familienerbe wird so an die nächste Generation weitergereicht.
- Oder der Partner ist stärker und merkt bald, wie er am einfachsten seine Interessen durchsetzt. Für den Manipulierten wird alles noch viel schlimmer, denn der Druck kommt nun von oben (Vater oder Mutter) und auch noch vom Partner. Das heißt aber nicht, dass die Forderungen der beiden Parteien identisch sind. Nein, meist differieren sie voneinander oder konkurrieren sogar miteinander, weil auch noch gegenseitige Eifersucht mit im Spiel ist. Es ist ganz egal, wem man Recht gibt oder für wen man zuerst springt, es gibt immer Krach.
- Irgendwann gibt es kein eigenes Leben mehr, weil es nur noch ausschließlich um die ANDEREN geht. Der Versuch, es jedem recht zu machen, artet in einen dauernden Lauf im Hamsterrad aus. Trotzdem wird keiner zufriedengestellt. Man mutiert immer mehr zum Sündenbock der Nation und glaubt das auch noch selber. Manche Menschen leben so Jahrzehnte lang, ohne Eigenbestimmung, ohne Selbstwert immer nur für andere, die das allesamt in keinster Weise wertschätzen. Im Gegenteil, wer sich wie ein Fußabstreifer behandeln lässt und sich nicht wehrt, den kann man immer weiter treten. Der Impuls für eine Änderung kommt meist von außen in Form von Krankheit oder es passiert was anderes Einschneidendes, so dass es geradezu danach schreit, dass es so nicht mehr weiter gehen kann.
Emotionale Erpressung und Manipulation zu durchschauen ist für Betroffen sehr schwer. Viele fallen in eine Depression, denn die eignet sich wunderbar, die Augen nicht aufmachen zu müssen. Alles was man runterschlucken kann, zu viel Essen, Alkohol oder Beruhigungspillen eignen sich ebenfalls wunderbar zur Verdrängung.
WAS IST ZU TUN, wenn man doch irgendwann mal den Ausstieg schaffen will?
Erkennen ist der 1. Schritt.
- Stell Dir einfach mal Dein Leben als Bühnenstück vor und Du bist nur der Zuschauer.
- Erkennst Du jetzt, wie sich Dein Umfeld benimmt?
- Merkst Du, wie Du manipuliert und emotional erpresst wirst?
- Welche Rolle spielst Du?
- Hast Du bereits depressive Stimmungstiefs oder leidest du bereits an einer Depression?
Du allein bist der Autor Deines Lebens, deshalb ist es an der Zeit, DEIN Schauspiel umzuschreiben. Erst wenn allen Beteiligten absolut KEINE emotionale Erpressung und Manipulation mehr gestattet wird, kann Heilung stattfinden. Dieser Weg wird allerdings kein leichter sein, denn Deine Mitspieler werden an ihren Rollen festhalten wollen.
Mir persönlich hat das Buch Emotionale Erpressung: Wenn andere mit Gefühlen drohen (= Affiliate-Link direkt zu Amazon) sehr geholfen, um emotionale Erpressung zu erkennen und zu verstehen. Darüber hinaus gibt es in diesem Buch jede Menge weiterer Tipps, wie auf die verschiedenen Arten von emotionaler Erpressung am besten reagiert wird. Ein weiteres Buch, das ich mit gutem Gewissen empfehlen kann, trägt den Titel Vergiftete Kindheit: Elterliche Macht und ihre Folgen: Vom Mißbrauch elterlicher Macht und seinen Folgen
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siehe auch der Artikel: Schweigen als emotionale Erpressung