Wann hört eigentlich „es gut meinen“ auf und wann beginnt die Bevormundung? Die genaue Abgrenzung ist sicherlich fließend. Aber prinzipiell kann man davon ausgehen, dass es sich um Bevormundung handelt, wenn es bereits nervt. Da die meisten Menschen auf diesem Gebiet eine ziemlich hohe „Schmerzgrenze“ besitzen, fängt Bevormundung in aller Regel bereits viel früher an.
Bevormundung erkennen
Manche Menschen können es einfach nicht lassen und müssen immer wieder über andere bestimmen. „Geh einen Schritt nach rechts, Du wirst sonst überfahren“ oder „Mach Deine Jacke zu, Du erkältest Dich sonst.“, sind zwei von vielen Beispielen. Als wäre der Betroffene nicht fähig, selbst zu spüren, wann es ihm zu kalt ist. Wer auf eine solche Bevormundung vorsichtig reagiert und mit „Naja, geht doch noch.“ kontert, der erntet sicherlich bereits ins Beleidigte gehende Antworten wie: „Ich hab es doch nur gut gemeint.“ Wahrscheinlich gehen die meisten einem Konflikt einfach aus dem Weg, leisten keinen Widerspruch und tun einfach das Geforderte.
Bevormundung einschränken
Ist ständiges Gutmeinen nun wirklich ein Kümmern und dem anderen einen Gefallen erweisen oder wird hier in Wahrheit nur eine eigene vorhandene Wichtigtuerei an den Tag gelegt? Doch eher das zuletzt Genannte, oder? Geschieht ein Hinweis nur einmal, fällt es sicherlich gar nicht auf und wahrscheinlich ist der Tipp tatsächlich gut gemeint. Prallen gleich zwei oder noch mehr derartiger Ratschläge innerhalb einer Stunde aufeinander, wird eigentlich klar, dass es sich um Bevormundung handelt. In diesem Falle sollte eine deutliche Reaktion erlaubt sein. Wahrscheinlich hilft dann nur die klare Ansage: „Ich möchte von Dir nicht ständig auf Dinge hingewiesen werden, die ich selber entscheiden kann.“ Wichtig ist dabei natürlich wieder, bei sich selbst zu bleiben, was heißt, Sätze am besten mit „ich“ beginnen und niemals mit „Du“, wie etwa: „Du gehst mir mit Deiner Bevormundung auf die Nerven“, denn das käme einer Kriegserklärung gleich, was einen folgenden Streit sehr wahrscheinlich macht.
Bevormundung in der Partnerschaft
In der Beziehung spielt bei häufiger Bevormundung sicherlich auch eine gewisse Rechthaberei eine Rolle. Wenn einer der Partner gerne die Vormachtstellung einnimmt, bleibt Bevormundung nicht aus. Vielleicht wird auch einfach nur die eigene Unsicherheit damit vertuscht. Ein klärendes Partnerschaftsgespräch kann Abhilfe schaffen. Weil festsitzende Verhaltensweisen nicht von heute auf morgen verschwinden, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Anläufe nötig.
Dass jeder, den das ständige Quängeln anderer stört, selbst auf das Bevormunden der Mitmenschen verzichtet, versteht sich von selbst.