Es gibt Menschen, bei denen könnte man es als Sucht bezeichnen, so wie sie ihr gesamtes Umfeld unter Kontrolle halten. Das Strippenziehen zählt zu ihren täglichen Beschäftigungen. Sowohl die Menschen in ihrem Umkreis als auch gewisse Situationen müssen ständig überprüft und in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Wird über eine längere Zeit darüber nachgedacht, warum eine andere Person etwas gemacht bzw. nicht gemacht hat, übersteigt dies ein normales Verhalten bei Weitem. Da ein solches Denken nichts ändert, handelt es sich bei jedem dieser Momente um vertane Zeit.
Ständige Überwachung, um die Macht zu behalten
Der Spruch: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sollte besser auf das eigene Handeln beschränkt bleiben. Die ständige Überwachung anderer Personen, ob sie auch wirklich alles korrekt ausgeführt haben, heißt im Prinzip nichts anderes als: „Ihr seid zu doof, um etwas richtig zu machen.“ Man könnte auch von einer gewissen Macht sprechen, die nicht abgegeben werden möchte. Wer im Dunstkreis eines zwanghaften Kontrolleurs lebt, ist nichts anderes gewohnt und lässt diese krankhafte Überwachung vielleicht sogar ohne Widerspruch über sich ergehen. Doch jeder dieser Kontrollvorgänge besitzt einen bitteren Nachgeschmack. Kommt das Fass irgendwann zum Überlaufen, lässt sich ein Beziehungsdrama wahrscheinlich nicht mehr vermeiden.
Das persönliche Recht auf Irrtümer und Fehlgriffe
Das Geben gehört ohne Frage zu jeder funktionierenden Beziehung, die gesamte Familie eingeschlossen. Es bedarf aber auch das feine Gespür, wenn ein Nichtgeben besser angebracht ist. Ähnlich verhält es sich mit den sogenannten „klugen Ratschlägen“. Besteht Bedarf, spricht nichts dagegen, aber ungewollt sollten sie besser unterbleiben. Letztendlich hat jeder Mensch das Recht, eigene Fehler zu machen, denn ohne sie ist keine persönliche Weiterentwicklung möglich.
Das Loslassen verstehen
Wer Probleme mit dem Loslassen hat, sollte sich vor Augen führen, dass es sich bei der ständigen Kontrolle der Mitmenschen um einen krankhaften und zerstörerischen Mechanismus handelt. Die Akzeptanz ist nötig, dass sich weder das Leben noch andere Menschen auf Dauer kontrollieren lassen. Das Erzwingen von Ergebnissen, die einem anderen Zuständigkeitsbereich unterliegen, führt weder zu Glücksgefühlen noch zur Entspannung. In der Regel gibt es für jede Situation unterschiedliche Handlungsoptionen. Die eigenen Ansichten müssen deshalb nicht unbedingt die richtigen sein. Ständige Kontrolle macht das Leben zur Qual und zwar nicht für den Menschen, der der Kontrolle ausgesetzt ist. Wahre Freude am Leben ist nur durch Loslassen möglich.