Die dunkle Seite ausleben – Wie soll das gehen?

die dunkle seiteJeder von uns hat sie, auch wenn es die meisten nicht zugeben möchten: Eine dunkle Seite, die nicht dem üblichen Ideal entspricht. In jedem Menschen schlummern tief im Unbewussten verborgene Gelüste nach bedenklich eingestuften Verhaltensweisen. Innerhalb der Kirche werden die klassischen Laster als die sieben Todsünden bezeichnet. Diese negativ belegten Charaktereigenschaften umfassen Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Maßlosigkeit, Neid und Faulheit. Ihnen stehen die Tugenden gegenüber, wie Verständnis, Mäßigung, Güte, Fleiß, Nächstenliebe, Unverdorbenheit und Gerechtigkeit. Werden schlechte Eigenschaften ständig unterdrückt, landen sie im Unbewussten. Dort sind sie nicht besiegt, sondern im Verborgenen ständig präsent. Sie können sich verselbstständigen und für Probleme und Konflikte sorgen.

Die dunkle Seite wird schon früh angelegt

Kleinkinder machen mit lautem Geschrei auf ihre Bedürfnisse aufmerksam. Je älter ein Kind wird, desto seltener wird es diese Vorgehensweise anwenden. Das Schreien verstummt und persönliche Wünsche treten immer mehr in den Hintergrund, weil sie aussichtslos erscheinen. Zurechtweisungen wie „So verhält man sich nicht“ oder „Das gehört sich nicht“ lassen dunkle Seiten noch tiefer ins Unbewusste sinken. Eigenes Unterdrücken schlecher Charaktereigenschaften erledigt den Rest. Ganz tief im Innern kann es irgendwann gefährlich brodeln. Schlimmstenfalls verschafft sich die dunkle Seite explosionsartig einen Weg ans Licht. Amokläufer oder andere Verzweiflungstäter lassen zum Beispiel ein ungeahntes Ausmaß an jahrelang angestauter Aggression auf einmal frei.

Alles hat zwei Seiten

Als Polarität wird in der Philosopie das Vorhandensein von voneinander abhängigen Gegensätzen bezeichnet. Eine Seite hat immer auch eine Kehrseite, so wie es zur hellen Seite immer auch eine dunkle Seite gibt. Jede Betrachtungsweise verfügt über zwei gegensätzliche Dimensionen: kalt – heiß, schön – hässlich, lieb – böse, Freude – Traurigkeit, usw. Dazwischen besteht eine Vielfalt an Varianten. Liegen sie nicht ganau in der Mitte, tendieren sie zu einer der zwei Richtungen. Die beiden Pole bilden eine untrennbare Einheit und sind immer miteinander verknüpft. Ohne das passende Gegenstück kann nichts existieren.

Die eigene dunkle Seite annehmen und ausleben

Wenn alles zwei Seiten hat, dann seien auch uns entgegen aller Moralvorstellungen helle und dunkle Seiten gestattet. Mehr noch, wird die dunkle Seite als zu unserem Naturell gehörend betrachtet, erreicht der innere Druck sicherlich niemals eine riskante Stärke. Nachstehend ein paar Beispiele, wie sich dunkle Seite ausleben lassen, ohne gleich ins Extreme zu fallen:

  • Was ist dabei, wenn wir zwischendurch unserer Faulheit nachgeben?
  • Wieso sollten wir nicht laut „stopp“ schreien, wenn uns jemand nervt bis aufs Blut?
  • Eitelkeit in vertretbarem Maß führt zu einem besseren Selbstbewusstsein, was sich vor allem im Job als hilfreich erweist.
  • Etwas Neid auf extrem reiche Leute ist sicherlich erlaubt.
  • Ab und an dürfen wir uns etwas gönnen, ohne gleich als maßlos zu gelten.
  • Leidenschaftlicher Sex zeugt von einem positiven Körpergefühl.

Das Spiegelprinzip deckt die dunklen Seiten auf

Tief im Inneren versteckt, sind negative Aspekte manchmal gar nicht mehr abrufbereit. Trotzdem können sie uns zusetzen und unseren Lebensweg blockieren. Wer seine dunklen Seiten nicht kennt, sollte verstärkt darauf achten, was an den Mitmenschen am meisten stört. Zum Aufspüren unserer dunklen Seiten hat sich das Spiegelprinzip bewährt. Menschen, die uns besonders aufregen, tragen in der Regel eine von uns ins Unbewusste verschobene Charaktereigenschaft offen zur Schau. Reiche Personen, die mit Geld um sich werfen, wecken in uns den Neid und die Habgier. Bereiten uns Lebenskünstler Verdruss, sehnen wir uns selbst nach einem bequemen Leben. Entrüsten wir uns über angriffslustige Menschen, verfügen wir über ein verborgenes Aggressionspotzenzial. Diese Beispiele ließen sich mannigfaltig ergänzen.

Buchtipps zur Thematik „Dunkle Seite“:

Das Schatten-Prinzip: Die Aussöhnung mit unserer verborgenen Seite – Mit Übungs-CD *)
Schattenarbeit: Wachstum durch die Integration unserer dunklen Seite *)
Die dunkle Seite der Seele: Psychologie des Bösen *)
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