Die Funtionsweise von Geben und Nehmen sieht eigentlich vor, dass beide Komponenten in einem ausgeglichenen Verhältnis erfolgen. Gibst Du mir etwas, so werde ich mich demnächst bei Dir entsprechend revanchieren, lautet die Grundidee. Das Prinzip kann nur auf diese Weise zufriedenstellend gelingen. Kommt ein Beteiligter zu kurz, entsteht gewöhnlich Frust und Ärger. Ok, manchmal geschieht das Geben auch auf total freiwilliger Basis. Dann ist in der Regel aber auch Zuneigung zu dem betroffenen Menschen mit im Spiel. Menschen, die man liebt, lässt man gerne etwas zukommen, seien es materielle Dinge, Gefälligkeiten oder was auch immer.
Ein Spender gibt ohne eine Gegenleistung zu erwarten, wobei aber hier die Überzeugung, ein guter Mensch zu sein, ein befriedigender Ausgleich sein kann. Jeder Einkauf unterliegt dem Prinzip „Geben und Nehmen“, eben Ware gegen Geld. In der Arbeitswelt ist es nicht anders, gemäß dem Motto: „Ich gebe Dir meine Arbeitskraft und nehme dafür Dein Geld.“ Die zur Zeit bei manchen Betrieben so beliebten Niedriglöhne halten allerdings eine ausgeglichene Balance nicht mehr aufrecht. Reicht ein Achtstundenjob für den Lebensunterhalt nicht aus, liegt ohne Frage eine Schieflage vor. Dass der Staat und somit der Steuerzahler dann hilfreich einspringt, kann eigentlich nicht sein. Wer sich einen Arbeiter oder Angestellten nicht leisten kann, muss seine Arbeit halt selber verrichten. Angemessene Mindestlöhne, die einem Menschen ein würdevolles Leben ermöglichen, wären dringend nötig. Andererseits, stimmt eigentlich immer die Balance, wenn Personen Millionen im Jahr verdienen?
Wie sieht es eigentlich bei unseren Politikern aus? Die aktuellen Geschehnisse lassen vermuten, dass hier mit dem Geben und Nehmen auch etwas aus dem Ruder gelaufen ist, obwohl ja niemand wirklich weiß, ob das Prinzip letztendlich doch aufgeht. Lassen tatsächlich Industrielle und andere wohlhabende Menschen einem Politiker, in diesem Fall sogar unserem Bundespräsidenten, nur aus reiner Freundschaft Vergünstigungen zukommen oder laden sie zum Urlaubmachen ein? Wird mit diesen Gefälligkeiten tatsächlich keinerlei Gegenleistung erwartet? Handeln die sogenannten guten Freunde wirklich ohne jeglichen Eigennütz? Die natürliche Balance wäre auch hier nicht mehr in ihrem Gleichgewicht.