Schmarotzerpflanzen fallen im Sommer nur wenig oder gar nicht auf, denn dann sind sie vom Laub ihrer Wirtspflanze umgeben. Dafür kann man im Winter und im zeitigen Frühjahr die Mistelarten, die sich auf Laubbäume spezialisiert haben, besonders gut erkennen. Zu diesen Jahreszeiten fehlt den Bäumen ihr eigenes Grün und die Misteln präsentieren sich in ihrer vollen Pracht. Sie bleiben, anders als ihre Wirtspflanze, ganzjährig grün. Die kleine Sträucher leben auf Kosten des Baumes, den sie sich als ihren Aufenthaltsort herausgesucht haben.
Misteln als Zauberpflanze
Misteln zapfen sozusagen den Baum an, auf dem sie sitzen, und versorgen sich so mit Wasser und allen notwendigen Nährstoffen. Dazu schieben sie ihre Wurzeln tief in die Rinde des Baumes. Unsere Vorfahren, vor allem die Kelten, sprachen den Misteln eine äußerst mystische Bedeutung zu. Wenn sich die Gewächse auch noch auf einer stattlichen Eiche befanden, was äußerst selten der Fall ist, besaßen sie nach Meinung der Kelten geheimnisvolle Kräfte. Normalerweise suchen sich Misteln bevorzugt Apfelbäume und Pappeln aus. Misteln von Eichen waren als Zutat für Zaubertränke äußerst beliebt. Allerdings mussten sie bei Vollmond mit einer goldenen Sichel vom Baum geschnitten werden. Zu dieser Handlung war nur ein Druide berechtigt. Die Misteln durften dabei auf keinen Fall den Boden berühren, denn sonst verloren sie ihre Zauberkraft.
Misteln als Schutzpflanzen
Noch heute werden Misteln vor allem an Weihnachten in der Wohnung aufgehängt. Früher sprach man den Mistelzweigen eine schützende Wirkung zu. Ein Haus, in dem sich Mistelzweige befanden, wurde auf magische Weise vor jedem Schaden bewahrt. Heute bringt man Misteln bevorzugt oberhalb einer Türe an . Es heißt, dass Paare, die sich darunter küssen, besonders viel Glück zuteil wird.
Misteln als Heilpflanzen
Pflanzen mit soviel Zauberkraft waren bei unseren Vorfahren natürlich auch zu Heilzwecken prädestiniert. Sowohl zur innerlichen und zur äußerlichen Anwendung deckte die Mistel in der traditionellen Naturheilkunde so gut wie alle Krankheitsbilder ab. Misteln besitzen toxische Inhaltsstoffe, vor allem die Beeren. Deshalb darf die Teezubereitung nur als Kaltauszug erfolgen, weil sich die giftigen Bestandteile in kaltem Wasser nicht auflösen. Wer sich damit nicht auskennt, tut gut daran, auf die Teezubereitung zu verzichten.