„Die Zeit heilt alle Wunden.“
Ist das wirklich so? Ist unser Körper so regenerationsfähig, dass tatsächlich irgendwann von einer Verletzung überhaupt nichts mehr übrig bleitbt? Ist die Zeit wirklich in der Lage, alles bis ins letzte Detail aus der Welt zu schaffen?
Physische Wunden
Sicherlich hat sich jeder schon mal in den Finger geschnitten. Was passiert? Das Blut fließt zunächst in Strömen. Diese Reaktion des Körpers ist äußerst wichtig, denn mit dem Blut werden eventuell vorhandene Schmutzpartikel und Bakterien aus der Wunde herausgespült. Hat das Bluten aufgehört, beginnt die Wunde mit dem Heilungsprozess. Je nachdem, wie tief der Schnitt war, erneuert sich die Stelle so gut, dass keine Narbe bleibt. Bei tiefen Verletzungen bleibt aber in der Regel immer eine Narbe zurück. Die Wunde lässt ihre Spuren zurück.
Psychische Verletzungen
Der natürliche, körperliche Prozess der Heilung lässt sich auch auf die Psyche übertragen. In diesem Falle sind es Tränen, die fließen, statt Blut. Kleine Verletzungen steckt ein Mensch zumeist ebenfalls unbeschadet weg. Ganz abers sieht es mit großen seelischen Verletzungen aus. Dann heilt die Zeit zwar durchaus die Wunde, aber nicht komplett. Ein Rückstand bleibt im Unterbewusstsein vorhanden, das sich zumindest immer dann meldet, wenn eine ähnliche Situation, wie anlässlich der Verletzung, auftritt. Mehr noch, der Mensch baut unbewusst einen Schutzwall um die Wunde auf, der dem Selbstschutz äußerst dienlich ist. Jede Reaktion eines Menschen basiert schließlich stets auf einer bisher gemachten Erfahrung, egal ob sie positiv oder negativ war.
Alte Wunden komplett heilen
So wie eine Narbe auf der Haut nur mit einer Schönheitsoperation repariert werden kann, lassen sich seelische Wunden nur mit der bewussten Konfrontation des ehemaligen Schmerzen revidieren. Therapiegespräche vollbringen genau diesen Effekt. Die Auseinandersetzung mit Seelenschmerz ist aber auch mit Seelenreisen möglich. Nur dann ist die Zeit tatsächlich in der Lage, die Wunden ohne Rückstände zu heilen.