Am Samstag (22.09.12) um 16:49 MEZ zog laut unserem Kalender der Herbst ins Land. Die Natur schickt bereits die ersten Vorboten des kalten Winterhalbjahrs. Die ersten Blätter der Laubbäume werden gelb bzw. braun und fallen zu Boden. Wer dieser Tage Wanderungen durch Feld und Flur unternimmt, sieht die für den Herbst so typischen Stoppelfelder, die in den nächsten Wochen von den Landwirten noch umgepflügt werden.
Altweibersommer
Ein weiteres Kennzeichen, dass der Herbst Einzug gehalten hat, sind die vielen Spinnweben auf Sträuchern und Gras, in denen sich die Sonne spiegelt. Von ihnen stammt der Begriff Altweibersommer, der vom Ursprung her gar nichts mit „Weibern“ zu tun hat. Das Weiben aus dem Althochdeutschen bedeutet nämlich das Weben der Spinnen. Verantwortlich für die Spinnweben sind die Baldachinspinnen. Diese nur 3 mm groß werdenden Spinnen weben in Bodennähe Netze, die tatsächlich Baldachinen ähneln. Oben in der hochgewölbten Deckenmitte sitzt die Spinne zumeist und wartet dort auf Beute. Durch den herbstlichen Morgentau sind diese Netze in den Morgenstunden besonders gut zu erkennen.
Spinnen, die sich durch die Lüfte tragen lassen
Für ihre Verbreitung haben die Baldachinspinnen eine einzigartige Strategie entwickelt. Baldachinspinnen machen, wenn es um ihre Nahrung geht, auch vor Artgenossen nicht Halt. Um dem Kannibalismus zu entfliehen, begeben sich vor allem junge Spinnen mit Hilfe eines gewebten Spinnfadens auf die Reise. Sie recken dazu ihr Hinterteil in die Luft und beginnen zu spinnen. Stimmen die Windbedingungen und hat der Faden die richtige Länge erreicht, heben die Spinnen von der Pflanze, auf der sie sitzen, ab in luftige Höhen. Die Sonnenstrahlen, die die Luft in Bodennähe erwärmen, tragen zu einem Flug in Höhen von über 1000 m bei. Doch die wenigsten der Spinnen beginnen nach ihrer Reise tatsächlich ein Leben in einem neuen Territorium, denn die meisten Tiere werden von den Vögeln gefressen oder landen im Wasser.
Von Elfen gesponnen
Die in der Sonne silbrig schimmernden Spinnweben regten schon immer die Phantasie der Menschen an. Es mussten natürlich zauberhafte Wesen sein, die für die Silberfäden verantwortlich waren. Deshalb wurden die Fäden den Elfen zugesprochen, die das Land kurz vor dem Winter in Silberfäden einhüllen. Später, als das Christentum bei uns Einzug hielt, waren es die Haare der Gottesmutter Maria. Die Bezeichnungen für die Fäden lauteten dann Liebfrauenhaar oder Marienseide.