Im Heute leben

Welcher Zeitform entsprechen die meisten unserer Gedanken?

Ist es die Vergangenheit, die wir nicht loslassen können? Träumen wir von schöneren Zeiten, damals in der guten alten Zeit? Überfällt uns Schwärmerei, wenn wir von früher erzählen? Würden wir die Uhren gerne alle zurück drehen? Vielleicht ist genau das Gegenteil der Fall und wir denken voller Bitterkeit an unsere Vergangenheit, an all die widrigen Umstände, mit denen wir uns herumschlagen mussten, an Personen, die uns mies behandelt haben. Können wir nicht loslassen? Fehlt uns das Vergessen?

Oder ist es die Zukunft, die uns in ihren Bann zieht? Wir träumen von besseren Zeiten, malen uns die Zukunft in den schönsten Farben aus. Dann wollen wir alle unsere Pläne in die Realität umsetzen. Heute noch nicht, heute geht es noch nicht, aber in ein, zwei Jahren, dann mache ich das, was ich mir vorgenommen habe. Doch dieses Morgen kommt nie. Es wird alles nur immer weiter verschoben. Oder denken wir voller Angst an die Zukunft? Machen wir uns ständig Sorgen, was eventuell passieren könnte, Krankheiten, Unglücke, Arbeitslosigkeit, Geldmangel? Sollen wir uns wirklich heute schon Gedanken darüber machen, was morgen eventuell geschehen könnte, zumal das Befürchtete eh nur in den seltensten Fällen eintritt?

Die Vergangenheit besteht nur aus Erinnerung und die Zukunft nur aus Vorstellung. Beides ist nicht gut. Einzig alleine existent ist nur der gegenwärtige Augenblick, der ist Realität.

Die Gedanken in eine gewünschte Richtung zu lenken, ist sehr schwierig. Ständig schweifen sie ab, wollen nicht hören, tun was sie möchten. Man merkt es gar nicht gleich. Und doch, jedes mal, wenn man sich dabei ertappt, hilft ein laut gedachtes: „Nein!“ Diese nicht erwünschten Gedanken höflich aber bestimmt wegschicken, so wie man mit einem Kind spricht, ist die Lösung. Und sehr viel Geduld müssen wir dabei mit uns haben. Es funktioniert niemals von heute auf morgen. Manchmal dauert es Monate, bis das Chaos aus unserem Kopf verschwindet.

Mit vollem Bewusstsein durch die Welt gehen, so sollte es sein, sich darauf konzentrieren, was um uns ist. Die Aufmerksamkeit auf die kleinen schönen Dinge lenken, zum Beispiel auf das kleine Blümchen am Wegrand, auf den putzigen Gartenzwerg in einem Vorgarten, oder auf die Geschmeidigkeit der Katze, die soeben über die Straße springt. Es gibt so Vieles, auf das wir unsere Sinne lenken können. Dabei sind nicht nur die Augen gefordert. Auch unser Geruchssinn sowie unser Gehör nehmen die Wirklichkeit war. Höre ich da etwa Vogelgezwitscher zwischen all dem anderen alltäglichen Lärm? Rieche ich heute den Frühling? Natürlich gibt es auch negative Gerüche und Geräusche, über die wir uns gleich mal wieder aufregen könnten. Die bitte nicht so in den Vordergrund rücken. Wir wollen uns ja auf das Schöne konzentrieren. Und das gibt es auch. Man muss es nur sehen, hören und riechen wollen.

Bei den alltäglichen Arbeiten, die leicht von der Hand gehen, wie zum Beispiel beim Wäsche bügeln, schweifen unsere Gedanken besonders gerne ab. Hier hilft es, die Aufmerksamkeit tatsächlich auf die jeweilige Tätigkeit zu richten.

Im Jetzt und Heute zu leben bedeutet der Idealzustand. Was schert uns die Vergangenheit, die ist gelebt. Wir können sie nicht mehr ändern. Es steht einfach nicht in unserer Macht, daran noch irgendwas zu drehen. Vorbei ist vorbei, unwiderruflich.

Genauso entzieht sich die Zukunft unserem direkten Zugriff. Bis morgen kann noch so viel passieren, das all unsere Planungen über den Haufen wirft. Dann war unser Konzept total umsonst und wir müssen wieder neue Ideen entwerfen. Und übermorgen sieht die Lage wieder ganz anders aus. Ein Plan folgt dem anderen. Nur wann wird er Wirklichkeit?

Einzig alleine die Gegenwart vermögen wir tatsächlich zu beeinflussen. In sie können wir eingreifen, in jeder Minute, in jeder Sekunde. Sie ist gestaltbar nach unseren Wünschen. Konzentrieren wir uns ganz auf die Wirklichkeit, die in diesem Moment stattfindet, sind wir in der Lage, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wir gehen darin auf. Wir sind bei vollem Bewusstsein.