Man nehme ein paar eigennützige Gedanken, eine jammervolle Stimme und eine Portion Verantwortungsdruck und bewerfe damit seine Mitmenschen, vorzugsweise den Partner oder die eigenen Kinder, und schon sind wieder ein paar neue Schuldgefühle erschaffen. Was hier lustig klingt, ist leider alles andere als spaßig. Mit voller Absicht erzeugte Schuldgefühle bohren sich wie glühende Pfeile in die Seele der als Zielscheibe bestimmten Person, es sei denn, eine Schutzweste hält die äußerst schmerzhaften Wurfgeschosse ab. Aber wer von uns trägt schon eine Weste, die einer Ritterrüstung gleicht?
Weshalb funktioniert der Trick mit den Schuldgefühlen so gut?
Uns wurde schon in der Kindheit eingebläut, dass wir auf die Gefühle unserer Mitmenschen Rücksicht nehmen müssen. Niemanden enttäuschen und niemanden verletzen, sonst werden wir nicht mehr geliebt. Stellt sich die berechtigte Frage, wer denn eigentlich Rücksicht auf unsere Gefühle nimmt. Menschen, die auf die Zuweisung von Schuldgefühlen hereinfallen, sind es in aller Regel gar nicht gewohnt, dass ihre Belange bei den Mitmenschen Gehör finden. Deshalb kommen sie gar nicht auf den Gedanken, ihren Wünschen mit Schuldgefühlen den ganz speziellen Nachdruck zu verleihen.
Mit Vorwürfen Schuldgefühle erzeugen
Vorhaltungen sind äußert beliebt, um Schuldgefühle zu bewirken. Mehr noch, es wird sogar unterstellt, wir tragen die Verantwortung, dass sich ein anderer Mensch schlecht fühlt. „Würdest Du Dich mehr um mich kümmern, ginge es mir viel besser.“ Jeder, der solche oder ähnliche Worte hört, fühlt sich sofort in der Täterrolle und damit schuldig. Eventuell wird der Vorwurf auch gar nicht konkret ausgesprochen. Sicherlich reicht der mit schwacher Stimme gemurmelte Satz „Wenn Du so viel zu tun hast, dann mache ich es eben selbst.“, um ein „Nein“ in ein „Ja“ umzuwandeln.
Mit Blicken Schuldgefühle erzeugen
Manchmal bedarf es gar keiner Worte, weil ein bestimmter Gesichtsausdruck genügt, um sich schuldig zu fühlen. Ein hilfloser Blick, eventuell mit Tränen in den Augen, bringt mehr zum Ausdruck als jedes gesprochene Wort. „Schau her, mir geht es so schlecht und du bist schuld daran!“, nimmt der Gegenüber letztendlich auch ohne verbale Kommunikation wahr. Schuldgefühle lassen sich mit dunklen Wolken vergleichen, die sich vor die Sonne legen. Die Sonne steht für die Fröhlichkeit, die nach dem Aufbau von Schuldgefühlen nicht mehr vorhanden ist.
Sich gegen Schuldgefühle zur Wehr setzen
Das Erzeugen von Schuldgefühlen entspricht einer extrem egoistischen Denkweise des Erpressers. Dieser wiederum kann seine falsche Denkstruktur nicht selbst erkennen. Es empfiehlt sich deshalb, auf Vorwürfe nicht mehr zu reagieren und sich vor allem niemals mit Druck umstimmen zu lassen. Vielleicht hilft sogar das laute Jammern, dass es keine andere Lösung gibt. Nur wenn jemand mit dem Erzeugen von Schuldgefühlen Erfolg hat, wird diese Taktik auch weiterhin angewandt. Um dies zu unterbinden, müssen alle Beteiligten (andere erpressten Personen) an einem Strang ziehen und sich nicht mehr mit Hilfe von Schuldgefühlen in die Enge treiben lassen.